Nachhaltigkeitskriterien: Wie werden nachhaltige Fonds und ETFs klassifiziert?

Nachhaltigkeitskriterien: Wie werden nachhaltige Fonds und ETFs klassifiziert?

1. Einführung in nachhaltige Geldanlagen

Nachhaltige Geldanlagen gewinnen in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Immer mehr Menschen fragen sich: „Wie kann ich mein Geld sinnvoll investieren und gleichzeitig einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten?“ Nachhaltige Fonds und ETFs bieten eine Antwort auf diese Frage und sind längst kein Nischenthema mehr. Sie stehen für eine neue Art des Investierens, die über reine Rendite hinausgeht.

Was bedeutet nachhaltiges Investieren?

Nachhaltiges Investieren bedeutet, dass neben finanziellen Zielen auch ökologische, soziale und ethische Aspekte bei der Geldanlage berücksichtigt werden. In Deutschland spricht man hier oft von den sogenannten ESG-Kriterien:

Kriterium Bedeutung
E (Environment) Umweltfreundlichkeit, z.B. Klimaschutz, Ressourcenschonung
S (Social) Soziale Verantwortung, z.B. faire Arbeitsbedingungen, Menschenrechte
G (Governance) Gute Unternehmensführung, z.B. Transparenz, Korruptionsbekämpfung

Warum sind nachhaltige Investments in Deutschland so gefragt?

In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der deutschen Gesellschaft stark gewachsen. Viele Anlegerinnen und Anleger möchten ihr Erspartes nicht nur gewinnbringend anlegen, sondern auch wissen, dass ihr Geld sinnvolle Projekte unterstützt oder verantwortungsvolle Unternehmen fördert. Die Nachfrage nach nachhaltigen Fonds und ETFs ist dadurch rasant gestiegen.

Gesellschaftliche Relevanz nachhaltiger Geldanlagen

Neben dem persönlichen Wunsch nach einer „grüneren“ Geldanlage spielen auch gesellschaftliche Faktoren eine wichtige Rolle:

  • Klimawandel: Der Kampf gegen den Klimawandel hat für viele Deutsche Priorität.
  • Transparenz: Anlegerinnen und Anleger erwarten heute mehr Transparenz über die Verwendung ihres Kapitals.
  • Regulierung: Auch gesetzliche Vorgaben wie die EU-Offenlegungsverordnung fördern nachhaltige Investments.
Wachsende Marktnachfrage in Zahlen
Jahr Anteil nachhaltiger Fonds am Gesamtmarkt (%)
2015 5 %
2020 17 %
2023 über 25 %

Daraus wird deutlich: Nachhaltige Geldanlagen sind in Deutschland längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen und ein wichtiger Bestandteil moderner Investmentstrategien.

2. Das Verständnis von Nachhaltigkeitskriterien

Was sind Nachhaltigkeitskriterien?

Nachhaltigkeitskriterien helfen uns dabei, zu erkennen, wie „grün“ oder verantwortungsvoll ein Fonds oder ETF tatsächlich ist. Diese Kriterien werden genutzt, um Unternehmen und Investitionen nach bestimmten ökologischen, sozialen und ethischen Maßstäben zu bewerten. Das bekannteste Modell dafür ist ESG – ein Ansatz, der die Bereiche Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) umfasst.

Die drei Hauptsäulen der ESG-Kriterien

Säule Bedeutung Beispiele für Bewertungskriterien
Umwelt (E) Wie geht das Unternehmen mit Ressourcen und Umweltschutz um? CO₂-Ausstoß, Energieverbrauch, Abfallmanagement, Einsatz erneuerbarer Energien
Soziales (S) Wie behandelt das Unternehmen Menschen innerhalb und außerhalb des Betriebs? Mitarbeiterrechte, Vielfalt & Inklusion, Arbeitssicherheit, Lieferkettenstandards
Unternehmensführung (G) Wie transparent und verantwortungsvoll wird das Unternehmen geführt? Korruptionsprävention, Unabhängigkeit des Vorstands, faire Vergütungspolitik

Warum sind diese Kriterien wichtig?

ESG-Kriterien ermöglichen es Anleger:innen in Deutschland, ihr Geld gezielt in nachhaltige Fonds oder ETFs zu investieren. Sie helfen dabei, Risiken wie Umweltverschmutzung oder Menschenrechtsverletzungen frühzeitig zu erkennen und auszuschließen. Besonders im deutschen Markt achten viele Anbieter auf eine klare Kommunikation dieser Kriterien, damit Anleger:innen eine fundierte Entscheidung treffen können.

Wie beeinflussen ESG-Kriterien die Bewertung von Fonds und ETFs?

Anbieter von nachhaltigen Fonds und ETFs prüfen regelmäßig, wie gut ein Investment die ESG-Standards erfüllt. Dabei gibt es verschiedene Methoden: Manche schließen bestimmte Branchen komplett aus (zum Beispiel Kohleindustrie), andere setzen auf sogenannte „Best-in-Class“-Ansätze – also nur die nachhaltigsten Unternehmen einer Branche kommen ins Portfolio. Es ist wichtig zu wissen: Nicht jeder „grüne“ Fonds erfüllt automatisch die gleichen Standards. Ein genauer Blick auf die angewendeten Nachhaltigkeitskriterien lohnt sich immer!

Klassifizierungsansätze nachhaltiger Fonds und ETFs

3. Klassifizierungsansätze nachhaltiger Fonds und ETFs

Wenn es um nachhaltige Geldanlagen in Deutschland geht, ist die Frage besonders wichtig: Nach welchen Kriterien werden nachhaltige Fonds und ETFs eigentlich eingestuft? Es gibt verschiedene Ansätze, um nachhaltige Finanzprodukte zu bewerten und zu klassifizieren. Jeder Ansatz legt einen anderen Schwerpunkt – das hilft dir dabei, ein passendes Produkt für deine Werte zu finden.

Überblick über gängige Methoden

Im deutschen Markt sind vor allem vier Hauptmethoden verbreitet. Die folgende Tabelle zeigt dir die Unterschiede auf einen Blick:

Methode Beschreibung Typische Anwendung
Ausschlussverfahren Unternehmen oder Branchen, die gegen bestimmte Nachhaltigkeitskriterien verstoßen (z.B. Waffen, Kohle, Tabak), werden konsequent ausgeschlossen. Klassisch bei vielen nachhaltigen Fonds und ETFs in Deutschland; beliebt wegen klarer Regeln.
Best-in-Class-Prinzip Nicht der Ausschluss steht im Vordergrund, sondern es werden die nachhaltigsten Unternehmen innerhalb einer Branche ausgewählt. Geeignet für Anleger:innen, die nicht komplett auf eine Branche verzichten möchten, aber Wert auf Nachhaltigkeit legen.
Thematische Investments Fonds investieren gezielt in zukunftsorientierte Themen wie erneuerbare Energien, Wasser oder Bildung. Bietet Fokus auf spezifische Nachhaltigkeitsziele; beliebt bei Anleger:innen mit klaren Interessen.
Impact-Investments Hier steht die messbare positive Wirkung im Mittelpunkt. Investiert wird nur dort, wo sozialer oder ökologischer Mehrwert geschaffen wird. Für Investor:innen geeignet, die gezielt Veränderungen bewirken wollen und bereit sind, auch kleinere Märkte zu unterstützen.

Ausschlussverfahren – Was ist das?

Beim Ausschlussverfahren werden Unternehmen ausgeschlossen, wenn sie mit bestimmten kontroversen Geschäftsfeldern verbunden sind. In Deutschland gehören dazu oft Rüstung, Atomenergie oder fossile Brennstoffe. Das Prinzip ist leicht verständlich: Wer nicht nachhaltig handelt, kommt nicht ins Portfolio.

Best-in-Class – Nachhaltigkeit innerhalb der Branche

Nicht jede Branche wird pauschal ausgeschlossen. Stattdessen werden innerhalb jeder Branche diejenigen Unternehmen ausgewählt, die am nachhaltigsten wirtschaften. So können auch große deutsche DAX-Unternehmen im Portfolio bleiben, sofern sie im Vergleich besonders verantwortungsvoll agieren.

Thematische Investments – Fokus auf Zukunftsthemen

Thematische Fonds konzentrieren sich gezielt auf einzelne Themen wie erneuerbare Energien oder nachhaltige Mobilität. Diese Strategie spricht vor allem Menschen an, die einen positiven Beitrag zu ganz bestimmten Bereichen leisten wollen.

Impact-Investing – Wirkung steht im Mittelpunkt

Hier zählt nicht nur die finanzielle Rendite: Impact-Investing bedeutet, dass das investierte Geld nachweisbar soziale oder ökologische Verbesserungen erzielen soll. In Deutschland ist dieser Ansatz noch relativ jung, gewinnt aber immer mehr an Bedeutung – besonders für engagierte Anleger:innen.

4. Die EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) und ihre Bedeutung

Was ist die SFDR?

Die EU-Offenlegungsverordnung, auf Englisch „Sustainable Finance Disclosure Regulation“ (SFDR), ist eine wichtige gesetzliche Regelung für nachhaltige Geldanlagen in Europa. Sie gilt seit März 2021 und betrifft alle Finanzmarktteilnehmer, also auch Anbieter von Fonds und ETFs in Deutschland. Das Ziel der SFDR ist es, Transparenz zu schaffen: Anlegerinnen und Anleger sollen klar erkennen können, wie nachhaltig ein Finanzprodukt tatsächlich ist.

Die drei wichtigsten SFDR-Kategorien: Artikel 6, 8 und 9

Die SFDR teilt Finanzprodukte in drei Kategorien ein. Diese Einteilung hilft dir, nachhaltige Fonds und ETFs besser zu vergleichen. Hier findest du die Kategorien einfach erklärt:

Kategorie Kurzbeschreibung Bedeutung für Nachhaltigkeit
Artikel 6 Fonds ohne besondere Nachhaltigkeitsziele. Berücksichtigen Nachhaltigkeit nur am Rande oder gar nicht.
Artikel 8 Fonds mit ökologischen oder sozialen Merkmalen („ESG-Fonds“). Beziehen Umwelt-, Sozial- oder Governance-Aspekte bei Investitionen ein.
Artikel 9 Fonds mit einem klaren nachhaltigen Anlageziel. Investieren gezielt in nachhaltige Projekte oder Unternehmen.

Wie erkenne ich die SFDR-Kategorie eines Fonds oder ETFs?

In den offiziellen Produktunterlagen, zum Beispiel im Verkaufsprospekt oder auf der Webseite des Anbieters, findest du Angaben zur SFDR-Klassifizierung. Viele deutsche Banken und Fondsgesellschaften kennzeichnen ihre Produkte inzwischen deutlich mit „Artikel 6“, „Artikel 8“ oder „Artikel 9“. So kannst du auf einen Blick sehen, wie konsequent ein Fonds Nachhaltigkeit umsetzt.

Praxis-Tipp:

Achte beim Vergleich nachhaltiger Fonds und ETFs immer darauf, unter welchen Artikel sie fallen. Besonders streng sind die Anforderungen bei Artikel-9-Produkten – das bedeutet aber nicht automatisch, dass ein Artikel-8-Fonds weniger nachhaltig ist. Prüfe deshalb auch die Details der jeweiligen Anlagestrategie!

5. Zertifikate und Nachhaltigkeitssiegel auf dem deutschen Markt

Was sind Nachhaltigkeitssiegel und warum sind sie wichtig?

Nachhaltigkeitssiegel und Zertifikate helfen Anlegerinnen und Anlegern dabei, nachhaltige Fonds und ETFs schnell zu erkennen. Sie dienen als Orientierungshilfe und zeigen, dass bestimmte Kriterien für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) erfüllt werden. Gerade im deutschen Markt gibt es einige bekannte Siegel, die sich etabliert haben.

Bekannte Nachhaltigkeitssiegel in Deutschland

Hier findest du eine Übersicht der wichtigsten Nachhaltigkeitssiegel für Fonds und ETFs in Deutschland:

Siegel/Zertifikat Kurzbeschreibung Kriterienfokus
FNG-Siegel Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) vergibt dieses Siegel speziell für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Umwelt, Soziales, Unternehmensführung (ESG), Transparenz, Engagement der Anbieter
EU Ecolabel (geplant) Ein von der EU entwickeltes Umweltsiegel, das künftig auch für Finanzprodukte wie Fonds eingeführt werden soll. Strenge ökologische Mindeststandards über den gesamten Anlageprozess hinweg
LuxFLAG ESG Label Ein internationales Label aus Luxemburg, das auch auf dem deutschen Markt anerkannt ist. Integration von ESG-Kriterien im gesamten Anlageprozess

Wie erkenne ich ein gutes Nachhaltigkeitssiegel?

Achte darauf, dass das Siegel von einer unabhängigen Stelle vergeben wird. Gute Siegel verlangen regelmäßige Prüfungen und Transparenz bei den Auswahlkriterien. Ein Blick ins Factsheet oder auf die Website des Fonds gibt Aufschluss darüber, ob ein anerkanntes Siegel vergeben wurde.

Was bedeutet das für dich als Anleger:in?

Zertifikate und Siegel sind ein hilfreiches Werkzeug, um nachhaltige Geldanlagen zu identifizieren. Dennoch solltest du dir immer bewusst machen: Nicht jedes Label steht automatisch für höchste Standards. Informiere dich zusätzlich über die Kriterien hinter dem Siegel – so kannst du sicherstellen, dass dein Investment wirklich zu deinen Werten passt.

6. Praktische Tipps zur Auswahl nachhaltiger Fonds und ETFs

Immer mehr Menschen möchten ihr Geld nachhaltig anlegen – aber wie findet man tatsächlich nachhaltige Fonds oder ETFs? Es gibt viele Kriterien, auf die Sie achten sollten. Hier erhalten Sie praktische Hinweise, um nachhaltige Produkte besser beurteilen zu können.

Wichtige Kriterien bei der Auswahl

Nachhaltigkeit ist nicht gleich Nachhaltigkeit. Prüfen Sie daher, wie Fonds und ETFs ihre Nachhaltigkeitskriterien festlegen und umsetzen. Folgende Aspekte helfen Ihnen bei der Auswahl:

Kriterium Bedeutung für Verbraucher:innen
Kostenstruktur Achten Sie auf laufende Kosten (TER), Ausgabeaufschläge und Verwaltungsgebühren. Günstige ETFs sind oft kosteneffizienter als aktiv gemanagte Fonds.
Transparenz Informieren Sie sich, wie offen ein Fonds seine Anlagestrategie, ESG-Kriterien und die Zusammensetzung des Portfolios darstellt.
Nachhaltigkeitslabel Achten Sie auf bekannte Siegel wie FNG-Siegel oder EU-Label. Diese geben Hinweise auf die Ernsthaftigkeit der Nachhaltigkeitsstrategie.
Ausschlusskriterien Prüfen Sie, ob bestimmte Branchen (z.B. Waffen, Kohle) ausgeschlossen werden und ob das zu Ihren persönlichen Werten passt.
Engagement & Stimmrechtsausübung Setzen sich die Fondsanbieter aktiv für Verbesserungen in Unternehmen ein? Engagement zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur auf dem Papier steht.
Datenquellen & Ratings Nehmen Sie Einblick in unabhängige Nachhaltigkeits-Ratings oder nutzen Sie Datenbanken von Verbraucherzentralen.

Weitere Hinweise für Ihre Auswahl

  • Legen Sie Ihre eigenen Schwerpunkte fest: Möchten Sie den Fokus auf Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung legen?
  • Langfristig denken: Nachhaltige Anlagen sind besonders für langfristigen Vermögensaufbau geeignet.
  • Nicht nur auf Werbeversprechen verlassen: Prüfen Sie kritisch die Angaben der Anbieter und holen Sie im Zweifel eine zweite Meinung ein (z.B. bei Ihrer Verbraucherzentrale).
  • Sparen mit Sparplänen: Viele nachhaltige ETFs eignen sich hervorragend für monatliche Sparpläne – schon mit kleinen Beträgen können Sie starten.

Tipp: Nutzen Sie Vergleichsportale!

Mithilfe von Vergleichsportalen und Tools wie dem „FNG-Fondsfinder“ oder Informationen der Verbraucherzentrale Bundesverband können Sie gezielt nach nachhaltigen Produkten suchen, die Ihren Kriterien entsprechen.