Steuerliche Grundlagen für Freiberufler und Selbstständige: Was muss ich wissen?

Steuerliche Grundlagen für Freiberufler und Selbstständige: Was muss ich wissen?

1. Freiberufler oder Selbstständiger? – Die wichtigsten Unterschiede

Was ist der Unterschied zwischen Freiberufler und Selbstständiger?

In Deutschland hört man oft die Begriffe „Freiberufler“ und „Selbstständiger“. Viele denken, das sei dasselbe – aber aus steuerlicher Sicht gibt es klare Unterschiede. Diese Unterschiede sind wichtig, weil sie sich direkt auf deine Steuern, Buchführung und sogar auf deine Versicherungen auswirken.

Definition laut deutschem Steuerrecht

Freiberufler sind Personen, die einen sogenannten „Katalogberuf“ oder einen ähnlichen Beruf nach § 18 Einkommensteuergesetz (EStG) ausüben. Dazu zählen zum Beispiel Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater, Künstler, Journalisten oder Ingenieure. Sie arbeiten meist eigenverantwortlich und auf eigene Rechnung.

Selbstständige dagegen sind alle anderen, die gewerblich tätig sind – zum Beispiel Handwerker, Einzelhändler oder Betreiber eines Cafés. Sie betreiben ein Gewerbe und müssen dies beim Gewerbeamt anmelden.

Warum ist diese Unterscheidung so wichtig?

Die Einordnung entscheidet unter anderem darüber:

  • ob du Gewerbesteuer zahlen musst (Freiberufler zahlen keine, Selbstständige schon),
  • wieviel Aufwand du bei der Buchführung hast (für viele Freiberufler reicht eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung),
  • welche Versicherungen und Kammerpflichten für dich gelten.
Vergleich: Freiberufler vs. Selbstständige
Kriterium Freiberufler (Gewerbliche) Selbstständige
Klassische Berufe Arzt, Anwalt, Designer, Übersetzer Bäcker, Friseur, Ladenbesitzer, IT-Shop
Anmeldung beim Gewerbeamt nötig? Nein Ja
Zahlung von Gewerbesteuer? Nein Ja
Buchführungspflicht? Einfache EÜR möglich Bilanzen ab bestimmter Größe Pflicht
Kammerzugehörigkeit? Möglich (z.B. Ärztekammer) IHK/Pflichtmitgliedschaft meist gegeben
Einstiegsschwelle/Startaufwand Oft unkomplizierter und günstiger Mehr Formalitäten und Kosten am Anfang

Es lohnt sich also von Anfang an genau hinzuschauen: Bist du Freiberufler oder Selbstständiger? Denn das beeinflusst nicht nur deine Steuererklärung, sondern auch viele andere Bereiche deines Geschäftslebens in Deutschland.

Anmeldung beim Finanzamt – Die ersten Schritte

Wenn du dich entschieden hast, als Freiberufler oder Selbstständiger in Deutschland zu arbeiten, ist der Gang zum Finanzamt einer der wichtigsten ersten Schritte. Hier erfährst du, was du tun musst und wie die Anmeldung abläuft.

Wann muss ich mich beim Finanzamt melden?

Sobald du deine Tätigkeit aufnimmst – egal ob als Nebenjob oder hauptberuflich – bist du verpflichtet, dies dem Finanzamt zu melden. Am besten erledigst du das gleich zu Beginn, damit später keine Probleme entstehen.

Wie funktioniert die Anmeldung?

Du musst beim zuständigen Finanzamt den sogenannten Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ausfüllen. Das geht heutzutage meistens online über das ELSTER-Portal. Dort gibst du alle wichtigen Informationen zu deiner Person und deiner Tätigkeit an.

Wichtige Angaben im Fragebogen:

Angabe Bedeutung
Name und Adresse Deine persönlichen Daten
Tätigkeitsbeschreibung Kurz erklären, was du machst (z.B. Grafikdesigner, Texterin)
Voraussichtliche Einnahmen & Ausgaben Schätzung für das erste Jahr (keine Sorge, es reicht eine grobe Schätzung)
Bankverbindung Für mögliche Steuererstattungen oder Nachzahlungen
Kleinunternehmerregelung (§ 19 UStG) Angeben, ob du die Umsatzsteuerbefreiung nutzen möchtest (bei weniger als 22.000 € Umsatz/Jahr)

Was passiert nach der Anmeldung?

Nach dem Absenden des Fragebogens erhältst du vom Finanzamt deine persönliche Steuernummer für dein Gewerbe oder deine freiberufliche Tätigkeit. Diese brauchst du zum Beispiel für Rechnungen an Kunden.

Muss ich ein Geschäftskonto eröffnen?

Für kleine Beträge kannst du dein privates Konto nutzen. Sobald aber regelmäßig Geld eingeht oder Ausgaben anfallen, ist ein separates Geschäftskonto übersichtlicher und hilft dir bei der Buchhaltung.

Tipp aus dem Alltag:

Lege dir einen Ordner oder eine digitale Ablage für alle Belege an – so hast du später alles griffbereit und sparst Nerven beim Jahresabschluss!

Welche Steuern muss ich zahlen?

3. Welche Steuern muss ich zahlen?

Wenn du als Freiberufler oder Selbstständiger in Deutschland startest, gibt es ein paar wichtige Steuern, die du kennen solltest. Keine Sorge, das klingt am Anfang vielleicht kompliziert, aber mit ein bisschen Überblick ist alles halb so wild. Im Alltag begegnen dir meist drei Steuerarten: Einkommenssteuer, Umsatzsteuer und – in manchen Fällen – die Gewerbesteuer.

Einkommenssteuer

Die Einkommenssteuer betrifft alle Einnahmen, die du aus deiner freiberuflichen oder selbstständigen Tätigkeit erzielst. Am Ende des Jahres machst du eine Steuererklärung beim Finanzamt, in der du alle Einnahmen und Ausgaben angibst. Erst nach Abzug der Ausgaben wird berechnet, wie viel Einkommenssteuer tatsächlich anfällt. Der Steuersatz hängt von deinem Gewinn ab – je mehr du verdienst, desto höher ist der Prozentsatz.

Beispiel für die Berechnung:

Jahresgewinn Einkommenssteuersatz (ca.)
bis 10.908 € 0 % (Grundfreibetrag)
ab 10.909 € bis 61.972 € 14 % bis ca. 42 % (progressiv)
über 62.000 € bis zu 45 % (Spitzensteuersatz)

Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer)

Sobald dein Umsatz im Vorjahr über 22.000 € liegt (bzw. im laufenden Jahr voraussichtlich über 50.000 €), bist du verpflichtet, Umsatzsteuer auf deine Rechnungen auszuweisen und ans Finanzamt abzuführen. Typisch sind 19 %, manchmal auch nur 7 % für bestimmte Leistungen oder Produkte. Es gibt aber auch die sogenannte Kleinunternehmerregelung: Bleibst du unter den genannten Grenzen, kannst du dich davon befreien lassen.

Kurzüberblick Umsatzsteuer:
Kriterium Bedeutung
Umsatz bis 22.000 € (Vorjahr) Kleinunternehmerregelung möglich, keine Umsatzsteuer auf Rechnungen nötig
Umsatz über 22.000 € Umsatzsteuerpflichtig: 19 % oder 7 % je nach Leistung/Produkt

Gewerbesteuer

Nicht jeder muss Gewerbesteuer zahlen! Als Freiberufler bist du grundsätzlich davon befreit. Aber wenn du eine gewerbliche Tätigkeit ausübst (zum Beispiel als Händler), dann kann diese Steuer auf dich zukommen. Sie wird von der Gemeinde erhoben und richtet sich nach deinem Gewerbeertrag – es gibt allerdings einen Freibetrag von aktuell 24.500 €, der für Einzelunternehmer gilt.

Schneller Vergleich:

Steuerart Betrifft wen? Wann fällig?
Einkommenssteuer Alle Selbstständigen/Freiberufler Jährlich (nach Gewinnermittlung)
Umsatzsteuer Alle mit Umsatz >22.000 €/Jahr (außer Kleinunternehmer) Laufend (monatlich/vierteljährlich)
Gewerbesteuer Nicht-Freiberufler mit Gewerbe >24.500 €/Jahr Gewinn Laufend/Jährlich (je nach Gemeinde)

Noch ein Tipp: Lass dich nicht abschrecken! Viele Familien in Deutschland meistern ihre Steuern ganz entspannt mit ein bisschen Organisation und Unterstützung durch Steuerberater oder digitale Tools – so bleibt mehr Zeit fürs Wesentliche und die Familie!

4. Wichtige Steuerfreibeträge und Pauschalen

Welche Freibeträge und Pauschalen schaffen finanzielle Entlastung?

Gerade für Freiberufler und Selbstständige in Deutschland ist es wichtig, die verschiedenen Steuerfreibeträge und Pauschalen zu kennen, um das eigene Einkommen clever zu schützen und den Geldbeutel zu schonen. Hier findest du einen Überblick über die wichtigsten Entlastungen, die du unbedingt nutzen solltest:

Grundfreibetrag – Das darfst du steuerfrei verdienen

Jeder Mensch in Deutschland hat Anspruch auf den sogenannten Grundfreibetrag. Erst ab einem bestimmten Jahreseinkommen musst du überhaupt Einkommensteuer zahlen. Für das Jahr 2024 liegt der Grundfreibetrag bei 11.604 Euro (Alleinstehende) bzw. 23.208 Euro (Verheiratete).

Pauschalen und Freibeträge im Überblick

Freibetrag/Pauschale Betrag 2024 Kurz erklärt
Grundfreibetrag 11.604 € Einkommen bis zu diesem Betrag bleibt steuerfrei
Werbungskostenpauschale 1.230 € Automatisch abgezogen, auch ohne Nachweise (bei Angestellten)
Betriebsausgabenpauschale (bestimmte freie Berufe) 30% max. 2.455 € Für z.B. Journalisten, Hebammen; statt Einzelnachweis der Kosten möglich
Sparer-Pauschbetrag 1.000 € (Einzelperson) Zinsen & Kapitalerträge bis zu diesem Betrag steuerfrei
Kleinunternehmerregelung (§19 UStG) 22.000 € Umsatz/Jahr Befreiung von der Umsatzsteuerpflicht bei geringem Umsatz
Homeoffice-Pauschale 6 €/Tag max. 1.260 €/Jahr Für Arbeitstage im Homeoffice, als Betriebsausgabe ansetzbar
Sonderausgabenpauschale 36 € (Einzelperson) Kleine Pauschale für bestimmte Sonderausgaben wie Versicherungen etc.

Tipps für den kleinen Geldbeutel: So nutzt du deine Vorteile optimal!

  • Papiere sammeln: Auch wenn viele Pauschalen automatisch gelten, lohnt es sich immer, Belege für größere Ausgaben aufzubewahren – so kannst du eventuell noch mehr absetzen.
  • Kleinunternehmerregelung prüfen: Gerade am Anfang kann es Sinn machen, sich von der Umsatzsteuer befreien zu lassen – das spart Zeit und Aufwand.
  • Betriebsausgabenpauschale nutzen: Wenn du in eine Berufsgruppe fällst, für die diese Pauschale gilt, brauchst du keine Einzelbelege für jeden Kaffeebecher sammeln.
Familientipp:

Denk daran: Auch Kinderfreibeträge oder der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende können dir helfen, Steuern zu sparen! Prüfe regelmäßig deine persönliche Situation, denn Freibeträge ändern sich fast jedes Jahr.

5. Belege sammeln und Buchhaltung: Praktische Tipps

Wie organisiere ich meine Unterlagen einfach und effizient?

Für Freiberufler und Selbstständige ist eine gute Organisation der Belege das A und O, um Stress mit dem Finanzamt zu vermeiden und einen klaren Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten. Viele denken, Buchhaltung sei kompliziert – mit ein paar einfachen Routinen und den richtigen Tools geht es aber ganz leicht.

Warum ist das Sammeln von Belegen so wichtig?

Alle Einnahmen und Ausgaben müssen dokumentiert werden. Denn nur was belegt ist, kann auch steuerlich geltend gemacht werden. Typische Beispiele für Belege sind:

  • Rechnungen von Kunden (Einnahmen)
  • Kassenzettel oder Rechnungen für Büromaterial, Technik, Fahrtkosten (Ausgaben)
  • Kontoauszüge als Nachweis für Zahlungen

Hilfreiche Tools für die Belegverwaltung

Ob klassisch in Papierform oder digital – Hauptsache, du findest deine Unterlagen im Fall einer Steuerprüfung schnell wieder. Hier eine Übersicht der Möglichkeiten:

Lösung Vorteile Nachteile
Papierordner & Ablagefächer Einfache Sortierung nach Datum oder Kategorie
Keine technischen Vorkenntnisse nötig
Braucht viel Platz
Belege können verloren gehen
Digitale Tools (z.B. Lexoffice, sevDesk) Schnelle Suche nach Belegen
Automatische Zuordnung zu Kategorien
Zugriff von überall aus möglich
Kostenpflichtig
Einarbeitung in das System notwendig
Cloud-Speicher (z.B. Google Drive, Dropbox) Zentrale Ablage aller Dokumente
Einfaches Teilen mit Steuerberater/in
Sicherheit beachten (Datenschutz!)
Ordnung muss selbst geschaffen werden

Alltagstaugliche Routinen für die Buchhaltung

  • Täglich oder wöchentlich Belege sammeln: Lieber regelmäßig kurz sortieren statt einmal im Jahr stundenlang suchen!
  • Direkt nach Erhalt einscannen oder fotografieren: So bleibt nichts liegen und Papierbelege können nicht verblassen oder verloren gehen.
  • Belege nach Kategorien ablegen: Zum Beispiel: Bürobedarf, Reisekosten, Bewirtung usw.
  • Kontoauszüge monatlich sichern: Sie dienen oft als zusätzlicher Nachweis.
  • Buchhaltungs-Apps nutzen: Viele Apps bieten Erinnerungsfunktionen und helfen beim Überblick.
Praxistipp aus dem Familienalltag:

Mache die Buchhaltung zu einem festen Termin – z.B. immer am Sonntagabend nach dem Tatort oder beim Morgenkaffee am Monatsanfang. Kleine Rituale helfen, dranzubleiben!

6. Steuererklärung leicht gemacht

Die wichtigsten Formulare für Freiberufler und Selbstständige

Als Freiberufler oder Selbstständiger in Deutschland ist die jährliche Steuererklärung ein Muss. Damit du dich nicht im Formular-Dschungel verlierst, findest du hier eine Übersicht der wichtigsten Unterlagen:

Formular Wofür? Tipp für Familienmenschen
EÜR (Einnahmen-Überschuss-Rechnung) Für einfache Gewinnermittlung, wenn keine doppelte Buchführung nötig ist. Praktisch für kleine Betriebe – spart Zeit und Nerven!
Anlage S Einkünfte aus selbständiger Arbeit eintragen. Klar abgrenzen: Was ist privat, was ist geschäftlich?
Anlage G Einkünfte aus Gewerbebetrieb erfassen. Nur relevant bei gewerblichen Tätigkeiten.
Anlage Kind Angaben zu Kindern für steuerliche Vorteile. Kinderfreibetrag oder Betreuungskosten nicht vergessen!
Anlage Vorsorgeaufwand Angaben zu Versicherungen und Altersvorsorge. Lohnt sich besonders mit Familie – Beiträge für Partner und Kinder angeben.

Fristen im Blick behalten – so geht’s stressfrei!

Steuern haben feste Abgabefristen. Gerade mit Familie kann es schnell hektisch werden. Hier die wichtigsten Deadlines:

  • Regulär: 31. Juli des Folgejahres (z.B. Steuererklärung 2023 bis 31. Juli 2024)
  • Mit Steuerberater: Frist verlängert sich meist bis Ende Februar des übernächsten Jahres
  • Tipp: Am besten alle Belege schon während des Jahres sammeln und sortieren – das spart am Ende viel Zeit!

Hilfreiche Tipps für einen entspannten Ablauf – auch für Familienmenschen!

  • Papierkram digitalisieren: Mit Apps wie „Mein ELSTER“ kannst du deine Steuer ganz einfach online machen.
  • Kosten erkennen: Viele Ausgaben lassen sich absetzen, z.B. Arbeitszimmer, Telefon oder Fahrtkosten – auch anteilig, wenn du von Zuhause aus arbeitest!
  • Sonderausgaben & Freibeträge nutzen: Familien profitieren z.B. vom Kinderfreibetrag, Entlastungsbetrag für Alleinerziehende oder Haushaltsnahe Dienstleistungen.
  • Doppelte Haushaltsführung prüfen: Falls du beruflich pendelst, können zusätzliche Kosten geltend gemacht werden.
  • Zeit sparen durch Vorbereitung: Eine Checkliste hilft dir, nichts zu vergessen. So bleibt mehr Zeit für die Familie!